Prof. Dr. Manfred Tetz aus Berlin ist Ophtecs "Artisan Ambassador" 2019. Wir haben ihn über seinen Werdegang, seine Klinik und darüber befragt, warum er die Iris-Fixierungstechnik anderen Fixierungsmethoden vorzieht.
Im Herzen Berlins, an der Spree gelegen, nahe den Zentren des ehemaligen Ost- und West-Berlins, befindet sich die Augentagesklinik Spreebogen. Dies ist die Domäne von Prof. Manfred Tetz. In seiner Klinik und zwei weiteren Praxen bietet er, zusammen mit drei anderen Augenärzten, ein großes Spektrum augenspezifischer Behandlungen an. Eine der refraktiv-chirurgischen Behandlungen ist die Implantation der Artisan und Artiflex Intraokularlinsen. Seit Jahren bevorzugt er diese Linsen, sowohl die phake als auch die aphake Variante, gegenüber anderen Modellen auf dem Markt. Diese Präferenz basiert auf Forschung und Studien. In der Augentagesklinik Spreebogen werden regelmäßig Trainingskurse durchgeführt, da Prof. Tetz nicht nur die Linsen implantiert, sondern sein umfangreiches Wissen und seine langjährige Erfahrung mit Artisan und Artiflex IOL auch begeistert weitergibt.
Können Sie Ihre Klinik beschreiben?
Prof. Tetz: Meine Berliner Klinik hat eine schöne zentrale Lage in der Stadt. Sie liegt in der Nähe von Kurfürstendamm und Tiergarten, 5 Minuten vom Hauptbahnhof und 15 Minuten vom Flughafen Tegel entfernt. Eine gute Erreichbarkeit ist wichtig, denn nicht nur Berliner, sondern auch Patienten aus dem In- und Ausland kommen zur Behandlung hierher.
Meine Frau und ich haben die Klinik entworfen und die Abläufe ausgearbeitet. Der verbindende Leitfaden war: Was gefällt uns in einer Klinik, wenn wir zum Arzt gehen. Ich hasse zum Beispiel große Wartezimmer oder Menschen, die in Fluren sitzen. Das werden Sie bei uns nicht sehen. Unser Streben ist eine überschaubare und stilvolle Umgebung ohne Krankenhausatmosphäre. Neben der Berliner Klinik gibt es zwei weitere Standorte: Lutherstadt Wittenberg und Bitterfeld. Außerdem habe ich mein Berlin Eye Research Institute, ein Forschungszentrum, in dem ich an klinischen Studien arbeite. Denn ich habe auch nach meinem Weggang von der Universität nicht aufgehört nachzudenken.
Für welche Behandlungen können Patientenzu Ihnen kommen?
Ich bin ein traditioneller Augenchirurg aus voller Überzeugung und mit viel Erfahrung. Patienten können für eine Vielzahl von Behandlungen in die Klinik kommen. Ich konzentriere mich auf den vorderen Augenabschnitt, aber nicht ausschließlich. Ich mache Keratoplastik und therapiere Glaukom, und bin ein Experte für Kanaloplastik. Für diese Eingriffe kommen Patienten aus aller Welt nach Berlin. Wir führen auch viel refraktiv-chirurgische Behandlungen durch, 50 Prozent Lasereingriffe und 50 Prozent Linsenimplantationen. Wir implantieren alle Arten von IOL: phake Linsen, Linsen für den refraktiven Linsenaustausch sowie Standardkataraktlinsen. In den letzten Jahren haben wir auch viele Traumapatienten aus Kriegsgebieten behandelt, z.B. Explosionsopfer aus Libyen. Zusammenfassend kann man sagen, dass wir alle ambulanten Behandlungen anbieten, aber z.B. keine vitreoretinale Chirurgie.
Im Jahr 2003 haben Sie sich entschieden, mit IhrerArbeit an der Universität aufzuhören und eine eigeneKlinik zu gründen - warum haben Sie diesen Schrittgemacht?
1998 kam ich nach Berlin um an der Charité, einem renommierten Krankenhaus und dem größten Universitätsklinikum Europas, zu arbeiten. Die Augenheilkunde hat sich in den Jahren, in denen ich dort gearbeitet habe, verändert. Augenbehandlungen wurden zunehmend ambulant in Privatkliniken durchgeführt, so dass die ophthalmologischen Abteilungen der Krankenhäuser schrumpften, verschmolzen oder ganz beseitigt wurden. Ich hatte diesen Trend schon Jahre zuvor in den Vereinigten Staaten beobachtet, als ich dort studierte. Im Jahr 2003 beschloss ich, nicht still zu stehen, in die Zukunft zu schauen und dem Trend zu folgen. Deshalb habe ich meine eigene Klinik gegründet.
Sie verwenden seit Jahren Artisan- und Artiflex-Linsen - können Sie uns sagen, warum?
Ich benutze die Artisan-Linse seit über 20 Jahren für verschiedene Zwecke, und Artisan und Artiflex für die Refraktionsoperation seit über 15 Jahren. Ich habe eine beträchtliche Anzahl von phaken Linsen implantiert. Und ich sage Ihnen auch warum: Schon früh während meines Studiums verbrachte ich zwei Jahre in den Vereinigten Staaten, dank dem speziellen Feodor-Lynen- Stipendium, das Teil der Humboldt-Stiftung ist. Für die Forschung, die ich in den Vereinigten Staaten durchgeführt habe, ging ich zum David J. Apple Laboratory, einem ophthalmologischen Forschungslabor, das sich auf IOL basierte Krankheitsbilder konzentrierte. Ich arbeitete an kammerwinkelgestützen Linsen. Ich sah Tausende von histologischen Schnitten von Augen mit Vorderkammerlinsen, die aus medizinischen oder anderen Gründen entfernt wurden. Die Probleme waren eindeutig: chronische Entzündungen, Erosion der Zilliarkörperfortsätze mit chronisch lymphatischer Gewebeinfiltration, Anzeichen subklinischer bis klinischer Uveitis. Keines dieser Augen, nicht einmal die so genannten Autopsieaugen, Augen, die Linsen akzeptiert hatten, waren entzündungsfrei. Da war mir schon in einem frühen Stadium meiner Karriere klar: Der Kammerwinkel ist der falsche Ort, um eine Linse zu fixieren. Das Hauptproblem ist die Größe der Linse. Ist die Linse zu groß, beginnt das Gewebe, gegen das die Linse gestützt wird, zu erodieren. Dies führt dann zu einer chronischen Entzündung. Wenn die Linse zu klein ist und sich bewegt, kann diese Bewegung entzündliche Reaktionen verursachen.
Mein Fazit: Eine IOL sollte niemals im Bereich des beweglichen Ziliarkörpers fixiert werden - nicht im Kammerwinkel und nicht in der Hinterkammer. Das waren damals Linsen mit einem Durchmesser von 14 mm, der für das Vordersegment zu groß ist. Das hat sich jetzt geändert, aber wir sehen immer noch, dass die Größenbestimmung bei solchen Linsen ein wichtiges Problem bleibt. Damals sah ich auch einige Pathologien und Autopsien von Augen mit Artisan Linsen. Diese Linse war nur an zwei Punkten an der Iris fixiert und es war keine Entzündung sichtbar, auch nicht an der Stelle, an der die Linse fixiert wurde. Die Augen waren ruhig. Die Fluoreszenzangiographie der Iris zeigte in der Folge, dass auch an der Fixationsstelle keine Extravation von Flüssigkeit vorhanden war, was ein Zeichen für beschädigte Gefäße hätte sein können. Dies zeigte mir deutlich: Die einzige Möglichkeit, eine Linse ohne Kapselsackfixierung oder als Ergänzung zu einer natürlichen Linse in einem Auge zu befestigen, ist die Irisfixierung. Das stand für mich immer außer Frage.
Manchmal erkläre ich es meinen Patienten, und dann sage ich: “Stellen Sie sich eine Wand vor, an die Sie ein Bild hängen wollen. Das Bild soll die gesamte Wand exakt abdecken. Wenn Sie beim Messen den geringsten Fehler machen, ist das Bild zu groß oder zu klein und es passt nicht. Sie können aber auch einfach ein viel kleineres Bild nehmen und es an einem Teil der Wand aufhängen. Das Bild wird dann nie zu groß oder zu klein sein. Und das ist genau das, was wir mit den irisfixierten Artisan- und Artiflex Vorderkammerlinsen erreichen.” Die 8,5-mm-Linse ist deutlich kleiner als das Vorderkammersegment, so dass
sie niemals das Gewebe des Kammerwinkels oder das Gewebe im Bereich des Ziliarkörpers, in dem sich der Muskel bewegt, berührt.
In den letzten 25 Jahren wurden viele verschiedene Modelle von phaken kammerwinkelgestützten Linsen auf den Markt gebracht. Diese sind jedoch alle wieder verschwunden. Kein einziges Modell hatte Bestand, weil sie alle das gleiche Problem hatten: Größe, Pupillenovalisation, Entzündungsreaktionen oder Endothelzellverlust. Die einzige andere Linse, die überlebt hat, ist eine Hinterkammerlinse. Die ICL, in der Tat eine Art abgeschnittene Kontaktlinse. Diese Linse wird zwischen der Iris und der natürlichen Linse eingespannt. Das Risiko, mit dieser Linse einen Katarakt zu entwickeln, zumindest mit den Vorgängern des aktuellen Modells, liegt in veröffentlichten Studien zwischen 4 und 17 Prozent. Es gibt sogar Studien, die einen Anteil von 30 bis 40 Prozent erwähnen. Aber meiner Meinung nach ist selbst eine Rate von 4 Prozent oder ein Katarakt bei einem 25-Jährigen zu hoch. Und das ist der Grund, warum ich nur Artisan oder Artiflex IOL für phake Augen verwende. Meine Prozentsätze für Katarakte liegen sehr nahe 0 Prozent. Manchmal sehe ich nach 15 bis 17 Jahren eine Art Kernsklerose. Aber bei einem 57-jährigen Menschen, der seit 17 Jahren Linsen trägt, hätte ein Kernstar auch wegen der hohen Kurzsichtigkeit entstehen können, man weiß es einfach nicht. Der Graue Star kann sich bei hoher Kurzsichtigkeit früher entwickeln.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Von den verschiedenen Modellen der phaken Linsen, die eingeführt wurden, blieben nur zwei übrig, die Linsen der Artisan and Artiflex-Familie und die ICL. Für mich persönlich haben, wenn ich die beiden vergleiche, Artisan und Artiflex bessere Sicherheitsstandards.
Wer ist Ihrer Meinung nach für eine phake ArtisanoderArtiflexlinse geeignet?
Viele der Patienten, die hierher kommen, wurden an einem Laserinstitut darüber informiert, dass sie nicht für eine Laserbehandlung in Frage kommen und suchen nach einer anderen Option. Die erste Gruppe
sind hyperope Patienten von +4 D und stark myope von -8 oder -10 D und höher. Die zweite Gruppe besteht aus Patienten mit einer durchschnittlichen Myopie von -3 oder -4 D und einer Art Keratokonus. Ich
erkläre ihnen dann, dass eine Laserbehandlung für ihre Hornhaut riskant wäre und dass eine phake Linse die sicherere Lösung ist. Die dritte Gruppe hat Probleme mit der Hornhautdicke und ist daher nicht für eine Laserbehandlung, sondern nur für eine Linse geeignet.
Und dann gibt es noch eine andere Gruppe, bei der nur ein Auge für die Laserbehandlung geeignet ist. Zum Beispiel hat ein Auge -5 und das andere -10 D. Es gibt ein paar Möglichkeiten für diese Menschen. Eine davon ist eine Kombination aus Laser und Linse. Ich habe diese Entscheidung etwa zehnmal getroffen. Es ist eine sehr interessante Gruppe, denn nachdem alles verheilt ist und alles hinter ihnen liegt, kann man sie fragen, welches jetzt ihr besseres Auge in Bezug auf die Heilung und alles, was damit zusammenhängt, ist. Nur diese Patienten können wirklich den Unterschied zwischen Laser und Linse beurteilen. Die Antwort? Bisher hat sich niemand aus dieser Gruppe für den Laser entschieden. Jeder zog das Auge mit der Linse vor. Es ist natürlich nur eine kleine Gruppe, aber ich finde das Ergebnis sehr interessant.
In welchen Fällen verwenden Sie die Artisan Aphakia Linse?
Ich benutze die Artisan Aphakia Linse für aphake Augen mit geringer Kapselsackunterstützung oder als Sekundärlinse. Vor mehr als 10 Jahren habe ich damit aufgehört, bei nicht ausreichend stabilem Kapselsack Hinterkammerlinsen anzubringen. Für diese Fälle verwende ich die Artisan Aphakia Linse und bevorzuge die retropupillare Fixierung, da die Linsenbewegung dann etwas geringer zu sein scheint und es optisch etwas besser aussieht. Natürlich haben nicht alle diese Augen nach der Behandlung eine perfekte Sehkraft, aufgrund von Problemen mit der Makula, durch Trauma, frühere Operationen oder wegen anderer Ursachen.
Zusätzlich mache ich auch das, was man als “verrücktes Zeug” bezeichnen könnte. Ich behandle Patienten ohne Iris, traumatisierte Augen und Augen mit kompletter Aniridie. Ich habe eine Handvoll Patienten, bei denen ich eine künstliche Iris, mit einer daran befestigten Artisan Linse, implantiert habe. Dies ist eine sehr lohnende Arbeit, da diese Patienten ein Auge hatten, das aufgrund der Aniridie kaum benutzt wurde.
Nach der Operation haben sie ein Auge, mit dem sie sehen können und das auch von außen normal aussieht. Wenn ich ein oder zwei solcher Behandlungen in einem Jahr mache, bin ich das ganze Jahr über glücklich. Das sind Ausnahmen und oft lange Operationen, aber sie sind es wert.
Ein- bis zweimal im Jahr führen Sie, in Zusammenarbeit mit OPHTEC, Artilens-Schulungen durch - wie gehen Sie dabei vor?
Ich berücksichtige immer die Interessen und Wünsche der Teilnehmer. Meistens sind ein oder zwei an der Implantation von phaken Linsen interessiert. Dies sind meist erfahrenere Chirurgen, die die Technik in
ihr Behandlungsspektrum aufnehmen wollen. Phake Implantationen brauchen Übung; man muss ein Gefühl dafür entwickeln, und die Herausforderung besteht darin, in dem phaken Auge keine Fehler zu machen, die zu Katarakt oder Endothelzellverlust führen könnten.
Die größte Gruppe möchte wissen, was man in komplizierten Fällen machen sollte oder wie man ein gutes Sekundärimplantat einsetzt. Die Kurse sind für beide Gruppen konzipiert, aber in den letzten Jahren habe ich mich mehr darauf konzentriert, wie man eine gute vordere Vitrektomie durchführt und wie man dort ein sekundäres Implantat einsetzt, da dieses Wissen in der täglichen Praxis mehr benötigt wird.
Haben Sie neben Ihrem Leben als Augenarzt noch Zeitfür andere Dinge? Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Ich interessiere mich für viele verschiedene Dinge, aber leider ist meine Freizeit begrenzt.
Natürlich ist meine Familie sehr wichtig, sie steht an erster Stelle. Mein ganzes Leben habe ich mich mit der Aufnahme und Betreuung von streunenden und Adoptivhunden beschäftigt. Im Moment habe ich fünf davon zu Hause und am Wochenende nehme ich sie gerne mit in den Wald. Außerdem versuchen meine Frau und ich auch unseren kleinen Beitrag für eine bessere Welt zu leisten. Wir unterstützen nationale und internationale gute Zwecke, darunter ein kleines Dorf in Brasilien und sorgen für die Ausbildung eines Kindes in Indien. Kleine Tropfen auf den heißen Stein.
Also published in Ophtec's magazine OphTheRecord